Symptome einer Zöliakie oder glutensensitiven Enteropathie sind oft nicht direkt eindeutig: Diarrhoe, Übelkeit, starker Stuhldrang, Müdigkeit, Abgeschlagenheit. Doch die Inzidenz der Zöliakie oder glutensensitiven Enteropathie ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Entgegen der langjährigen Annahme einer Inzidenz von 1 : 2000 liegen die Schätzungen heute bei 1 : 300 bis 1 : 100. Grund dafür ist nicht eine erhöhte Anzahl an Erkrankungen, sondern vor allem eine verbesserte Diagnostik, die auch latente und stumme Formen der Zöliakie erkennt.Zöliakie ist definiert als eine immunologische Erkrankung des Dünndarms, die zu histologischen Veränderungen durch glutenhaltige Nahrungsmittel und zur Malabsorption mit unterschiedlichen Symptomen bei genetisch prädisponierten Personen führt. Die klassische aktive Zöliakie manifestiert sich oft schon im Kleinkindalter durch Anorexie, Durchfall, Erbrechen, Gedeihstörungen, aber auch Schwäche, Müdigkeit und Übellaunigkeit. Diese typischen klinischen Anzeichen einer Malabsorption zeigen sich bei Erkrankungen von älteren Kindern oder Erwachsenen seltener. Häufig verläuft eine Erkrankung hier lange asymptomatisch.
Screening auch für Risikogruppen und bei familiärer Vorbelastung
Auch für Patienten ohne typische Symptome oder mit nur diskreten Anzeichen kann ein serologisches Zöliakie-Screening sinnvoll sein. Bei familiärer Vorbelastung liegt das Risiko um 5–10 % höher, bei Patienten mit Diabetes Typ 1 um 8 %, bei autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen um 6–8 % oder im Falle eines IgA-Mangels um 2–5 %. Eine frühzeitige und sichere Diagnostik kann bereits eine silente Zöliakie aufdecken und ermöglicht eine wirkungsvolle Therapie.Möglichkeiten der serologischen Diagnostik
Beim Zöliakie-Screening in der Serologie werden daher folgende Tests empfohlen:- Antikörper gegen Gewebstransglutaminase Typ 2 (tTG) IgA (EIA), bei Personen ohne IgA-Mangel als Suchtest ausreichend
- Antikörper gegen Endomysium (EMA) IgA (Immunfluoreszenz) als Bestätigungstest, höchste Spezifität (97–100 %) bei guter Sensitivität (85–98 %), falls ein selektiver IgA-Mangel ausgeschlossen werden konnte
- Antikörper gegen deamidierte Gliadin-Peptide (DGP) IgG (EIA), Vorteil bei Patienten mit selektivem IgA-Mangel, geringere Spezifität als 1und 2
- Molekulargenetische HLA-Diagnostik: Nahezu alle Zöliakie-Patienten sind Träger der HLA-Hetrodimere DQ2 (Risikoallele DQA1*0501, DQB1*0201, DQA1*0505, DQB1*0202) oder DQ8 (Risikoallele DQA1*0301, DQB1*0302). Ein negatives Ergebnis für beide Marker macht eine Zöliakie sehr unwahrscheinlich. Da auch ca. 30 % aller Gesunden diese Merkmale tragen, ist die HLA-Typisierung nicht als alleiniges Diagnostikum zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose Zöliakie geeignet.
- Kind oder Jugendlicher mit klassischen intestinalen Symptomen (Malabsorption)
- TG2-IgA Titer > 10-fach des Grenzwerts mit einem validierten Test in einem Labor bestimmt, das regelmäßig an Ringversuchen teilnimmt
- Aufklärung durch Kindergastroenterologen, Einwilligung durch Eltern (ggfs. Patient), die Diagnose ohne Biopsien zu stellen
- Bestätigung der Seropositivität durch Bestimmung von EMA-IgA in 2. Blutprobe
- Positivität von HLA DQ2 und/oder DQ8